Heute, mit 48 Jahren, weiß ich, dass meine Mutter wohl sehr unter Depressionen zu leiden hatte.
Leider hatte sie nie einen Weg gefunden, damit konstruktiv umzugehen und gab die ganze Schuld an Ihrem Leiden an mich ab.
Nachdem ich mit 9 Jahren (nach 4 Jahren Heimzeit) wieder zu ihr zurück kam, war sie nicht mehr alleine. Sie hatte einen neuen Mann und mit ihm einen Sohn.
Mein Stiefvater war ein „Naturbursche“, liebte Kraftsport und hatte einige Tattoos, darunter ein Hakenkreuz aus Stahlträgern auf einem Unterarm.
Dieser schlug mich scheinbar gerne, meistens mit einem Ledergürtel.
Er sagte meistens zu mir: „Geh schon mal in das Zimmer, ich komme gleich nach.“ Nach einer Weile wusste ich, was ich dann zu tun hatte. Ins Zimmer gehen, Hose runter ziehen, mich bücken und warten.
Dann kam der Gürtel, die Ansage war: Mindesten 20 Schläge.
Am Anfang meiner „Beziehung“ zu meinem Stiefvater schrie und weinte ich noch. Aber er meinte dann immer, dass ich mehr Schläge bekäme, wenn ich dies tat.
Irgendwann weinte ich nicht mehr, sondern hielt es einfach nur noch aus. Mit viel Glück bekam ich dann auch ab und an weniger. Vielleicht verging ihm ohne Weinen und Schreien die Lust.
Meine Mutter gab mir die Schuld an allen, ich würde mich mit meinem Stiefvater auf eine Stufe stellen. Ja, ich als Kind.
Ich glaube sehr, dass sie mich hasste.
Eines Morgens wachte ich auf, meine Mutter saß auf mir und biss mir in die Nase.
Sie schrie mich wie irr an, dass sie hoffen würde, dass eines Tages eine Fremde Mutter käme, welche mich mitnehme und meinen würde, dass es ein versehen wäre… ich endlich weg wäre.
Nachdem sie mit mir fertig war, wollte ich mich waschen gehen, um zur Schule zu gehen. Als ich vor dem Badezimmerspiegel stand, sah ich es.
Sie hatte mir mit einem dünnen Edding auf die Stirn geschrieben:
„Du Bastard, ich wünschte Du wärest nie geboren.“
Ein Satz, den ich bis heute nie vergessen habe.

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